Arbeit der EU-Übersetzer

Die Europäische Union erkennt seit ihrer Gründung die Gleichberechtigung der Sprachen aller ihrer Mitgliedsstaaten an, das Prinzip der „Einheit in Vielfalt“. Nach der sechsten Erweiterung am 1. Januar 2007 erreicht die Anzahl der EU-Amtssprachen 23, und die Übersetzer für die europäischen Institutionen sind also mit 506 möglichen Sprachkombinationen konfrontiert.

Interne Übersetzer der EU arbeiten im Luxemburger Viertel Kirchberg. Ihre Europäische UnionArbeitsnorm beträgt 1 Seite pro Stunde, insgesamt 8 Seiten pro Tag: Berichte, Änderungsanträge, Petitionen, Reden. Daneben widmen sie sich Übersetzungsrevisionen und Fortbildungsmaßnahmen, z. B. Sprachkursen. So werden für die Kommission, den Rat sowie das Parlament jährlich 3 Millionen Seiten übersetzt.

EU-Institutionen – Übersetzungskosten pro Seite
Europäische Kommission – EUR 194
Europäisches Parlament – EUR 119
Europäischer Rat – EUR 276

Da die Dokumentenanzahl, und damit das Arbeitsvolumen für die Übersetzer ständig steigt, wurden bereits Anordnungen erlassen, um den Umfang der übersetzten Dokumente zu begrenzen. Des Weiteren wird auf die Übersetzung über die sog. Relaissprachen Englisch, Französisch und Deutsch gesetzt. Die Termine für die Übersetzung der Dokumente in die Relaissprachen sind kurz. Die Verantwortung der Übersetzer ist groß, da aus den Relaissprachen die Dokumente in weitere EU-Amtssprachen übersetzt werden. Bei einem Übersetzungsfehler droht also ein Stille-Post-Effekt von großen Ausmaßen.

Nach dem Beitritt skandinavischer Länder und der Osterweiterung stieg die Anzahl der aus dem Englischen übersetzten Dokumente rasant an und beträgt nun 55 %. Die französische Sprache, die bis dahin in der EU die erste Geige spielte, wurde auf das zweite Gleis verdrängt. Es hängt damit zusammen, dass die englische Sprache in den neuen EU-Staaten für die lingua franca gehalten wird, die Dokumente aus diesen Ländern werden also häufig nur in englischer Version vorgelegt. Die Verfasser überschätzen jedoch ihre Englischkenntnisse, so dass die Übersetzer häufig rätseln müssen, was die Urheber mit ihren Formulierungen gemeint haben.