Rettung der ursprünglichen amerikanischen Sprachen

Ein Drittel der ursprünglichen amerikanischen Sprachen, die auf dem Gebiet der Vereinigten Staaten vor der europäischen Kolonisation existierten, sind mittlerweile ausgestorben. Die übrigen 192 sind im unterschiedlichen Maß bedroht. Im Jahr 2008 starb der letzte Muttersprachler von Eyak, einer Sprache, die auf Alaska gesprochen wurde. Und 40 Sprachen in Kalifornien und Oklahoma haben heute weniger als 10 Muttersprachler.

Indigene Sprachen NordamerikasNordamerika ist sprachlich sehr vielfältig. Es können bis zu 52 Sprachfamilien festgestellt werden. Nach einer Klassifikation werden die ursprünglichen nordamerikanischen Sprachen in 6 Sprachstämme eingeteilt: Algischen, Aztekisch-Tano, Hoka-Sioux, Mosanischen, Na-Dené, Penuti. Außerdem bestehen zahlreiche isolierte Sprachen.
Wampaonag, die Sprache der Indianer in Massachusetts, ist auf eine wunderbare Weise wiederbelebt worden: Sie war seit hundert Jahren nicht benutzt worden, doch seit dem Jahr 1993 begann sich ein weibliches Stammesmitglied mit der Sprache ihrer Ahnen intensiv zu beschäftigen. Ihre Tochter ist heute der erste Muttersprachler nach 6 Generationen und auch weitere Kinder fangen wieder an, die Sprache zu lernen.

Das Modell der Sprachförderung auf Hawaii ist ein Beispiel für andere: Dank dem immersiven Unterricht der Fächer auf Hawaiisch lernen die Kinder von klein auf die Sprache, die in ihnen bis zum Erwachsenenalter bleibt. Für die hawaiische Sprache ist es ein hoffnungsvoller Plan, schließlich wird sie nur noch von rund 1000 Menschen gesprochen.

Hinter dem Sprachensterben steht die Politik der Amerikanisierung der Indianerkinder seit der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts. Im 20. Jahrhundert erschien außerdem eine neue Bedrohung: neue Technologien, in erster Linie das Fernsehen. Das Englische vom Fernsehbildschirm fiel in die Heime der ursprünglichen Einwohner ein und verdrängte traditionelle Familientreffen und Erzählungen.

Das Überleben der Sprachen hängt davon ab, wie es gelingt, neue Generationen von Sprechern großzuziehen, die in der Sprache einen integralen Teil ihrer kulturellen Identität sehen werden. Eine Navaho-Sprecherin ist sich dessen sehr wohl bewusst und sagt: „Die Sprache ist ein Destillat der Jahrhunderte, wenn nicht Jahrtausende von kollektiven Erfahrungen … Also wenn die Sprache verschwindet, werfen wir eine ganze Kenntnisbibliothek weg.“