Im Deutschen ändert sich die Wortverbindung

Die Johannes-Gutenberg-Universität in Mainz erforschte das Phänomen des Fuge-s zwischen den Zusammengesetzten Wörtern: während es früher üblich war, vom Schadenersatz zu sprechen, ist heute der Schadensersatz gang und gäbe.

Zusammensetzung mit Fuge -s-
Die Zusammensetzung ‚Fahrleitungsinspektion‘, aus Lesbarkeitsgründen mit einem Bindestrich verbunden, vor dem das Fuge-s steht (Fahrleitung + s + Inspektion)

Tendenz des Fuge-s in Worten
Ankunftzeit > Ankunftszeit
Arbeitlose > Arbeitslose
Kaufpreis > Verkaufspreis
Schadenersatz > Schadensersatz

Auch das Deutsche unterliegt im Laufe der Zeit einem Wandel: So verschwindet das Präteritum zugunsten des Perfekts. Die Mainzer Sprachwissenschaftler erklären die vermehrte Verwendung des Fuge-s zwischen den Wörtern als ein Signal, dass das (zusammengesetzte) Wort weitergeht. Der Rezipient kann damit die Wortgrenze erkennen. Es hat also etwas damit zu tun, dass sich die Sprache heute mehr auf den Hörer als auf den Sprecher orientiert.

Das Fuge-s erschien im Deutschen seit dem 16. Jahrhundert. Zuerst bei einigen wenigen Wörtern, sobald aber das -s- zwischen den Teilwörtern erschien, verbreitete es sich sehr schnell.

Feste Regeln, wann das -s- eingefügt werden soll, bestehen nicht. Es kommt auf den Sprachgebrauch an. Im gegenwärtigen Wortschatz findet man ca. 100 Wörter, die in beiden Varianten nebeneinander bestehen.

Foto: Henry Mühlpfordt, Lizenz: CC-BY-SA 3.0