Russisch wurde keine neue EU-Amtssprache

Hätte man im gestrigen lettischen Referendum entschieden, dass Russisch neben dem Lettischen die zweite Landessprache werden sollte, hätte es weitreichende Folgen. Mit Hinblick auf die EU-Mitgliedschaft von Lettland würde das Russische automatisch eine weitere Amtssprache der EU werden. Im Referendum mit einer ungesehen hohen Wählerbeteiligung (70 %) sprachen sich drei Viertel gegen diesen Vorschlag aus.

Ergebnisse des Referendums in Lettland
Ergebnisse des Sprachreferendums in Lettland: grün für Russisch, rot gegen Russisch als zweite Landessprache
Die Letten drückten nach Kommentaren mit ihrem Stimmverhalten ihre Befürchtungen vor dem Verlust ihrer Identität aus, wenn die lettische Sprache im Land ihre ausschließliche Stellung verlieren würde.

Lettisch
– ISO 639-1: lv
– ostbaltische Sprache
– 1,5 Mio. Sprecher: Amtssprache in Lettland, Minderheiten weltweit
– erste Sprachdenkmale aus der 2. Hälfte des 16. Jh.
– Rechtschreibung seit der 1. Hälfte des 17. Jh. vom Deutschen beeinflusst, seit dem 20. Jahrhundert phonetische und diakritische Rechtschreibung nach tschechischer Vorlage
– Hochlettisch seit Mitte des 19. Jh. (Jungletten), beeinflusst von der Bibelübersetzung aus dem 17. Jahrhundert.
– Wortschatz durch Deutsch, Russisch, finnougrische Sprachen beeinflusst

Im Osten des Landes, wo überwiegend russische Minderheit lebt, sprachen sich die Wähler für das Russische als die zweite Landessprache aus. Lokale Politiker in der Region Lettgallen, wo für die russische Sprache 56 % Wähler stimmten, fordern für sie wenigstens den Status einer Regionalsprache. In Daugavpils, der zweitgrößten Stadt des Landes, überwiegt im Alltag das Russische und praktisch nur die Kommunikation mit den Behörden findet in lettischer Sprache statt.