Malapropismen – ein harter Brocken für Romanübersetzer

Der Roman „Infinite Jest“ (Unendlicher Spaß) des US-amerikanischen Schriftstellers David Foster Wallace (1962–2008) zählt im Original 1100 Seiten, die deutsche Übersetzung über 1600 Seiten. Der Text ist jedoch in Wirklichkeit noch länger, da er mit umfangreichen kleingedruckten Fußnoten versehen ist, die sich über 130 Seiten erstrecken und weitere Fußnoten enthalten. Der Roman erschien im Original im Jahr 1996, doch wegen seiner komplizierten Struktur war seine deutsche Übersetzung lange nicht zu haben. Ulrich Blumenbach beendete nun nach langen sechs Jahren diese mühsame Arbeit.

Ausgewählte Malapropismen und verwandte Phänomene in der deutschen Übersetzung des Romans „Infinite Jest“

aktenzuieren
(akzentuieren)
amonym
(anonym)
Geishas auf Island
(Geysire auf Island)
regenerigiert
(regeneriert)
Sinnenergie-Effekt
(Synergie-Effekt)
Sündenwidder
(Sündenbock)

*)

Anlässlich der ersten deutschen Ausgabe, die dieser Tage erscheint, äußerte sich der Übersetzer in einem Zeitungsartikel über die Schwierigkeit seines Unterfangens: Neben seitenlangen Sätzen des Autors hob er einen weiteren Aspekt hervor, auf dem er die Klippen von Wallaces Englisch – mit dem größten Wortschatz nach William Shakespeare und James Joyce – zeigt: Wortspiele seiner literarischen Helden, genannt Malapropismen sowie ihnen verwandte.

Malapropismus, benannt nach der Heldin von Richard Sheridans Schauspiel „Die Rivalen“ Madame Malaprop, stellt die unrichtige Verwendung von ähnlich klingenden Fremdwörtern (z. B. stilisiert/sterilisiert, imponieren/imprägnieren) dar.

Zwei Helden, die mit diesen Sprachphänomenen nicht sparen, sind ein frankokanadischer Separatist und ein kokainabhängiger Dealer. Im ersten Fall wirkt sich also die fremde Muttersprache auf die sprachliche Destruktion aus, im zweiten Falle spielen bei den sprachlichen Blüten Drogen eine Rolle. Manchmal waren ihre Versprecher so unauffällig im Text untergebracht, dass der Übersetzer befürchtete, dass sie vom aufmerksamen Korrektor als Übersetzungsfehler korrigiert werden.

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