Straßburg – eine Stadt im Schnittpunkt deutscher und französischer Kultur

Straßburg, die Hauptstadt der kleinsten französischen Region Elsass, liegt direkt an der französisch-deutschen Grenze am linken Rheinufer. Sie erlebte während ihrer ganzen Geschichte periodische Wechsel der französischen und deutschen Kultur. Nach dem Fall des Roms wurde Elsass von den Alemannen kolonisiert, dem Frankenreich und später dem Heiligen Römischen Reich einverleibt. Nach dem Dreißigjährigen Krieg wurde es an Frankreich angeschlossen, nach dem preußisch-französischen Krieg wurde es wieder Teil von Deutschland. Nach dem 1. Weltkrieg fiel es Frankreich anheim und während des 2. Weltkriegs wurde es von den deutschen Truppen besetzt.

Französisch-elsässisches Straßenschild
Die Namen der historischen Straßen im Zentrum sind zweisprachig gekennzeichnet: im gegenwärtigen Französisch und Elsässisch, einem alemannisch-fränkischen Dialekt
Obwohl Straßburg nach dem 2. Weltkrieg Teil der Französischen Republik mit Amtssprache Französisch wurde, sind bis heute die Spuren deutscher Vergangenheit auf Schritt und Tritt sichtbar. Beginnend mit den Namen der Stadtteile, Straßen, Häuser, Gaststätten, Familiennamen, der Architektur, Küche.

In Straßburg wurden im Jahr 842 die überhaupt ältesten erhaltenen Texte in deutscher und französischer Sprache verfasst – die Sprache der offiziellen Schriftstücke war bis dahin nur Latein: In den Straßburger Eiden, einem zweisprachigen Dokument in Althochdeutsch und Altfranzösisch, haben die Enkel Karl des Großen Karl der Kahle und Ludwig der Deutsche einen Bund gegen ihren älteren Bruder Lothar geschlossen.

Viele Persönlichkeiten, die in Straßburg geboren sind oder eine längere Zeit gelebt haben, wurden berühmt, ob sie dem deutschen oder französischen Kulturkreis angehörten: Johannes Gutenberg, Madame Tussaud, Ludwig I. von Bayern, Gustave Doré, Johann Wolfgang von Goethe, Louis Pasteur, Ferdinand Braun, Marc Bloch, Albert Schweitzer, Arsène Wenger und viele andere.

In der Stadt werden Publikationen und Zeitungen in beiden Sprachen herausgegeben. Straßburg ist auch der Sitz des deutsch-französischen Kulturkanals ARTE. Die Lage an der Grenze zwischen den zwei europäischen Großmächten, den größten Gründungsmitgliedern der EU, lockte in die Stadt in den vergangenen Jahrzehnten des Weiteren zahlreiche europäische Institutionen an.

Was die Verwendung des lokalen (deutschen) elsässischen Dialekts anbelangt, geht diese wie bei den anderen Mundarten und Minderheitensprachen in Frankreich infolge der zentralistischen Sprachpolitik langfristig zurück. Nichtsdestoweniger wurde in den vergangenen Jahren nicht nur zur Stärkung der Identität, sondern auch aus wirtschaftlichen Gründen die Zweisprachigkeit gefördert. Ihre sichtbarste Form findet man in Straßburg auf den parallel aufgehängten Schildern mit den Namen von einigen historischen Straßen im Straßenzentrum in Französisch und Elsässisch.