Wörterbuch der deutschen Mundarten in Böhmen und Mähren-Schlesien

An der Justus-Liebig-Universität in Gießen wird seit mittlerweile 50 Jahren an einem Wörterbuch gearbeitet, das die Sprache der 3,25 Millionen deutschen und österreichischen Einwohner erfasst, die bis zum Jahr 1945 auf dem Gebiet der heutigen Tschechischen Republik lebten. Ihr Deutsch bildete kein einheitliches sprachliches Gebilde, sondern gehörte zu insgesamt 5 Mundartbereichen, die fließend vom benachbarten Deutschland und Österreich auf das tschechoslowakische Gebiet übergingen.

Sudetendeutsche Dialekte

Dialekte der deutschsprachigen Bevölkerung auf dem Gebiet der heutigen Tschechischen Republik bis zum Jahr 1945
– Mittelbairisch (Südmähren, Böhmerwald, Schönhengstgau, Sprachinseln in Budweis, Wischau, Brünn und Olmütz)
– Nordbairisch – Oberpfälzisch (Westböhmen, Iglauer Sprachinsel)
– Ostfränkisch (Nordwestböhmen, Erzgebirge, teilweise auch in Schönhengstgau und in Nordmähren)
– Thüringisch – Obersächsisch (Nordböhmen, Iglauer Sprachinsel)
– Schlesisch (Ostböhmen, Nordmähren)

Das Wörterbuch knüpft an ein Projekt an, das zwischen den beiden Weltkriegen an der Karlsuniversität begonnen wurde, dessen Unterlagen jedoch seit dem Krieg verschollen sind. Im Jahr 1957 musste man also in Gießen neu anfangen. Die Unterlagen des Wörterbuchs bilden 16.500 Karteizettel und 3 Millionen Wortverwendungsbelege – alles in allem 4 Tonnen Gewicht.

Die umfangreichste Quelle bildet die Umfrage unter den ehemaligen deutschsprachigen Einwohnern Böhmens, Mährens und Schlesiens aus den Jahren 1957 bis 1968. Im Verlaufe der Jahrzehnte nach dem Krieg wurde ihre Sprache jedoch immer mehr von der neuen Umgebung beeinflusst, daher ist die Überprüfung von vielen Ausdrücken schwierig.

Das „Sudetendeutsche Wörterbuch“ erscheint seit dem Jahr 1988. Bislang wurden 4 Bände herausgegeben – das ist eine Hälfte des geplanten Umfangs. Der letzte Band soll 2017 publiziert werden.