Arbeit in Brüssel? Nicht ohne Niederländisch-Kenntnisse

Obwohl es aufgrund von langfristigen Statistiken scheinen könnte, dass das Niederländische in der belgischen Hauptstadt nur eine marginale Rolle spielt, sieht die Wirklichkeit anders aus: Es stimmt zwar, dass nur ca. 7–15 % Brüsseler, besonders im nordwestlichen Teil der Stadtagglomeration, zu Hause Niederländisch sprechen. Damit stellen sie eine Minderheit gegenüber mehr als zwei Dritteln von frankofonen Brüsselern und einer wachsenden Zahl von anderssprachigen Zuwanderern und Mitarbeitern europäischer Behörden dar, dank denen der Anteil der englischen Sprache ansteigt.

Straßenschild in Brüssel
In Brüssel ist die Zweisprachigkeit auf Schritt und Tritt sichtbar.
Wer sich in der belgischen Hauptstadt um eine Arbeitsstelle außerhalb der EU-Institutionen bewirbt, hat jedoch ohne Niederländisch-Kenntnisse – auch wenn er sie bei dieser Arbeit nicht brauchte und neben dem obligatorischen Französischen noch mehrere weitere Sprachen sprechen sollte – nur eine geringe Chance. Es zeigen auch die Ergebnisse der Analyse einer Arbeitsagentur: Unter jungen arbeitslosen Brüsselern sind 90 % einsprachige (frankophone) und kaum Niederländisch sprechende Personen.

In der Stadt mit offiziell zweisprachigem Status sind die Niederländisch-Kenntnisse kurz gesagt gefragter als die Englisch-Kenntnisse. Lassen wir die Zahlen sprechen: Französisch sprechen fließend 95 % der Einwohner und niederländisch 28 %. Tagsüber stellt jedoch Brüssel nach Antwerpen die zweitgrößte Niederländisch sprechende Stadt Belgiens dar – in die Hauptstadt pendeln täglich 230 Tausend Flamen zur Arbeit. Ein Drittel der Arbeitsangebote hat die Beherrschung beider offiziellen Sprachen der belgischen Hauptstadt zur Bedingung. Dem entspricht auch der Anteil von 35 % jener Brüsseler Firmen, die bei ihrer internen Kommunikation sowie im Kontakt mit den Behörden eben das Niederländische verwenden. Die Anforderungen des Arbeitsmarktes führen dazu, dass Sprachkurse der niederländischen Sprache langfristig gefragter sind wie keine andere Sprache.

Im Kontrast dazu steht die geschlossene Welt der europäischen Institutionen in Brüssel: Es besteht keine Interaktion zwischen ihr und dem Arbeitsmarkt der belgischen Hauptstadt, weil die EU-Behörden ihre Mitarbeiter aus ihren eigenen Reihen rekrutieren.