Auf dem historischen Gebiet des Herzogtums Brabant, das sich zwischen den heutigen südlichen Niederlanden (Provinz Nordbrabant) und dem nördlichen Belgien (Provinzen Antwerpen, Flämisch und Wallonisch Brabant und Brüssel) verbreitete, einschl. seiner Hauptstadt Brüssel, war bis zum 18. Jahrhundert die vorherrschende Sprache Niederländisch.
In der Brüsseler Region begegnet man auf Schritt und Tritt drei Sprachen.
Spätestens nach dem Anschluss Belgiens an die Französische Republik im Jahr 1795 verbreitete sich das Französische, die damalige Sprache der europäischen Elite. Nach der Unabhängigkeitserklärung Belgiens im Jahr 1830 wurde es zur offiziellen Sprache, die nach und nach das Alltagsleben dominierte. Es wurde die Sprache des Gerichts, der Verwaltung, Armee, Kultur und Medien. Als Sprache der Elite wurde es zum Symbol der hohen gesellschaftlichen Stellung. Das Niederländische wurde im Gegensatz dazu als eine Sprache der unteren Schichten ohne Gesellschaftsprestige abgestempelt.
1910: 49 % nl, 51 % fr
1930: 35 % nl, 65 % fr
1947: 26 % nl, 74 % fr
Brüssel, das politische und wirtschaftliche Zentrum des Landes mit französisch sprechenden höheren Schichten erlebte ein explosives Bevölkerungswachstum – zwischen den Jahren 1830 und 1914 um 700 Tsd. Einwohner. Da die Unterrichtssprache ausschließlich das Französische war, verbreitete es sich schnell auch in den unteren sozialen Schichten. Wollten sich flämische Zuwanderer, welche die Mehrheit der neuen Bürger der Hauptstadt bildeten, durchsetzen, hatten keine andere Wahl als Französisch zu sprechen.
Im Jahr 1898 wurde das Gleichberechtigungsgesetz erlassen, in dem das Niederländische als zweite Landessprache anerkannt wurde, obwohl das Französische de facto auch weiterhin vorherrschte. Erst im Jahr 1921 wurde Belgien nach den Sprachgebieten auf das einsprachige Flandern und Wallonien sowie das zweisprachige Brüssel aufgeteilt.
Für die steigende Anzahl Zuwanderer insbesondere aus der belgischen Kolonie Kongo und mit Flüchtlingshintergrund war es in Brüssel einfacher, Französisch als Niederländisch zu sprechen, das galt und gilt auch für die ausländischen Mitarbeiter, die für die EU- oder NATO-Institutionen arbeiten. Zusammen mit ihnen kam nach Brüssel auch das Englische.
Auch wenn im Rahmen der Volkszählung seit den 50er Jahres die Anzahl der Sprecher einzelner Sprachen nicht mehr erhoben wird, zeigt sich, dass das Englische in Brüssel das Niederländische auf den dritten Platz verdrängte, obwohl es in der zweisprachigen Region Brüssel keinen offiziellen Status hat. Die Schätzung der Niederländisch-Sprecher in Brüssel schwankt zwischen 8–15 %, die Angaben sind jedoch verzerrt durch die Mehrsprachigkeit der Sprecher und Bevorzugung von frankophonen politischen Parteien unter zweisprachigen Brüsselern und anderssprachigen Zuwanderern. Außerdem pendeln täglich fast eine Viertel Million Flamen wegen Arbeit in die Hauptstadt.