Globish – die Kommunikationssprache der Zukunft?

Jean-Paul Nerrière, ein Franzose, der lange in hoher Managerfunktion bei IBM gearbeitet hat, bemerkte vor mehreren Jahren ein besonderes Phänomen: Auf internationalen Konferenzen waren die englischen Muttersprachler völlig isoliert, weil sie für andere zu kompliziert gesprochen haben. Am besten haben sich dagegen die anderssprachigen Teilnehmer verstanden, die miteinander in einem einfachen und gegenseitig verständlichen Englisch kommuniziert haben.

Nerrière zog daraus Schluss, dass sich Globish entwickelt – eine neue Form der englischen Sprache, die das reiche und komplexe Englische der Muttersprachler ersetzt. Er definierte es als eine vereinfachte Sprachform, die von Sprechern des Englischen als Fremdsprache zur Überwindung von Sprachbarrieren verwendet wird. Globish ist in seinen Worten ein globaler Dialekt des globalen Dorfes, der jeden Tag von Millionen Menschen auf der ganzen Welt gesprochen und geschrieben wird.

Beispiele von englischen Wörtern und der empfohlenen Ausdrucksweise in Globish:
simblings (Geschwister) – the other childern of my mother and father (andere Kinder meiner Mutter und meines Vaters)
chat (plaudern) – speak casually to each other (sich informell miteinander unterhalten)
kitchen (Küche) – the room where you cook food (der Raum, wo Speisen gekocht werden)

Damit Globish – manchmal auch English-lite genannt – seine Funktion erfüllt und die Verständigung wegen regionaler Unterschiede nicht scheitert – Venezolaner sprechen ein anderes Englisch als Dänen oder Philippiner – musste Globish kodifiziert werden, es mussten also seine formellen Regeln zur Sicherung dessen Konsistenz auf der ganzen Welt festgelegt werden.

Die Globish-Grammatik ist gleich wie die des Standardenglischen, ist jedoch auf 6 Zeitformen begrenzt. Die Sprecher sollten in kurzen Sätzen sprechen und schreiben, Humor, Metaphern, Abkürzungen, Idiome und Klischees meiden, damit es zu keinen interkulturellen Missverständnissen kommt.

Im Jahr 2004 gab Nerrière das Buch „Parlez Globish ! Don’t speak English…“ heraus, ein Jahr später „Découvrez le Globish“. Beide erschienen in der französischen Sprache und später in koreanischer, italienischer und spanischer Übersetzung. Kurioserweise wurden sie bislang nicht auf Englisch publiziert.

Gegenwärtig wird ein Prototyp eines Globish-Onlinekurses und ein spezieller Kurs für Inder entwickelt, die im Einzelhandel tätig sind. Grundlagen von Globish werden bereits an einer Universität in Südkorea und in Paris unterrichtet.

Wie Nerrière betont, ist Globish keine neue Sprache: Es hat keine eigene Literatur, es ist von kulturellen Einflüssen „bereinigt“, sein Zweck ist rein praktisch, kommunikativ.