Wort des Jahres 2012 in Deutschland: Rettungsroutine

Eine Jury der Gesellschaft für deutsche Sprache wählte unter 2200 Kandidaten das Wort des Jahres 2012. Es soll sich um ein Wort oder eine Wortverbindung handeln, das oder die im vergangenen Jahr die öffentliche Diskussion beeinflusst haben und sprachlich im politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Leben präsent gewesen sein soll.

1. Rettungsroutine
2. Kanzlerpräsidentin
3. Bildungsabwendungsprämie
4. Schlecker-Frauen
5. wulffen
6. Netzhetze
7. Gottesteilchen
8. Punk-Gebet
9. Fluch-Hafen
10. ziemlich beste …

Ob gerade die ‚Rettungsroutine‘ im Zusammenhang mit den Stabilisierungsmaßnahmen zur Rettung der krisengeschüttelten Wirtschaft bzw. der gemeinsamen europäischen Währung gerade so ein Wort ist, wurde in den deutschen Medien zumindest polemisch diskutiert: Der Ausdruck Rettungsroutine kam nämlich in der Presse nur viel zu selten vor.

Den 2. Platz belegte die ‚Kanzlerpräsidentin‘, eine Anspielung auf die Zurückhaltung der deutschen Kanzlerin, die eher für die Funktion des Bundespräsidenten typisch ist. Das Bronzetreppchen belegte die ‚Bildungsabwendungsprämie‘, eine Zusammensetzung aus dem Diskurs über das Erziehungsgeld.

Der 4. Platz der Rangliste ist eine Hommage an die Mitarbeiterinnen der Drogeriekette Schlecker, die in diesem Jahr pleite gegangen ist. Der Vorgänger des gegenwärtigen deutschen Bundespräsidenten hat seinen Namen einem Verb verliehen, das für all das steht, was vor und nach seinem Rücktritt ans Licht kam: ‚wulffen‘ heißt eine wütende Nachricht auf dem Anrufbeantworter hinterlassen, unberechtigte Vorteilnahme genießen, aber auch nicht die ganze Wahrheit auf einmal, sondern scheibchenweise sagen.

Die zweite Hälfte der Rangliste eröffnet die ‚Netzhetze‘, ein Äquivalent für Shitstorm, also eine massive verbale Attacke gegen jemanden im Internet. Als ‚Gottesteilchen‘ wird ein dieses Jahr entdeckte Elementarteilchen genannt, dessen Existenz in den 1960er Jahren vorhergesagt wurde. Das ‚Punkgebet‘ ist ein Wort mit Bezug auf die Protestaktion der Gruppe Pussy Riot gegen den russischen Präsidenten. Die wiederholte Aufschiebung der Inbetriebnahme des Berliner Flughafens, verbunden mit einer Pannenserie, verdiente den Namen ‚Fluch-Hafen‘. Die Rangliste der Wörter des Jahres 2012 schließt die Phrase ‚ziemlich beste …‘, die dem Titel des erfolgreichen Films „Ziemlich beste Freunde“ entnommen ist und einen relativierten Superlativ darstellt.