Frankreich bestreitet nicht die Dominanz des Englischen in der EU

Vielsprachigkeit – so lautet ein neues Argument französischer Politiker und Diplomaten in der Europäischen Union, mit dem sie der Hegemonie des Englischen trotzen wollen, das in den EU-Institutionen allmählich die Hauptarbeitssprache wurde.

Französisches Sprachgebiet in EuropaFranzösisch, praktisch bis zum Beitritt englischsprachiger Länder in die Europäischen Gemeinschaften die unbestrittene Diplomatensprache Nummer eins, verliert in Europa immer mehr Boden unter den Füßen.

Lange Jahre kämpfte Frankreich gegen den wachsenden internationalen Einfluss der englischen Sprache, indem es seine Bürger aufforderte, bei öffentlichen Auftritten im Ausland ausschließlich französisch zu reden.


Es kam so weit, dass der frühere französische Präsident Jacques Chirac mit seinen zwei Ministern eine Verhandlung in Brüssel aus Protest verließ, als einer seiner Landsleute seinen Auftritt mit den Worten eröffnete: „Ich werde englisch sprechen, da es die Sprache des Handels ist.“

Auch in Organisationen zur Förderung des Französischen wie ‚Défense de la Langue Française‘ (DLF) oder der ‚Frankophonie‘ wird wahrgenommen, dass diese Zeiten der Vergangenheit gehören, und inzwischen setzte sich bei ihnen Pragmatismus durch: Die Franzosen können ihre Sprache besser verteidigen, wenn sie den Fremdsprachenunterricht an den französischen Schulen stärken, und zwar einschließlich der englischen Sprache. Das Ziel muss die Förderung der Sprachenvielfalt und Verbreitung der Ideen der Frankophonie sein, die genauso wichtig sind wie die Sprache. Des Weiteren soll Französisch-Unterricht im Ausland gefördert werden, beispielsweise in Form von zweisprachigem Unterricht an Mittelschulen.

Franzosen, die in europäischen Institutionen arbeiten, begrüßen diese Strategie – sie wissen selber aus eigener Erfahrung, dass nur französisch zu sprechen keine Lösung ist.