Zhou Youguang, der Erfinder des Transkriptionssystems der chinesischen Zeichen in die lateinische Schrift und einer der leitenden Übersetzer des enzyklopädischen Werkes Encyclopædia Britannica ins Chinesische, hat wegen seiner politischen Überzeugung Probleme mit den chinesischen Behörden.
Die Diakritikzeichen kennzeichnen in Pinyin die Töne:
1. hoher, 2. steigender, 3. fallend-steigender, 4. fallender.
Manchmal werden die einzelnen Töne mit Zahlen 1—4 gekennzeichnet.
Chinesische Medien ignorieren seine politischen Ansichten, übersehen aber nicht seine größte Tat, nämlich die Schöpfung des Pinyins, der Standardtranskription der Aussprache chinesischer Zeichen in die lateinische Schrift, das einen enormen Einfluss auf die Senkung des Analphabetismus hatte: Kleine Chinesen lernen zuerst in Pinyin lesen und schreiben, bevor ihnen die chinesischen Zeichen beigebracht lernen.
Zhou, Jahrgang 1906, war Bankier und Ökonom, sein Hobby war Linguistik. Als sein Bekannter aus dem Krieg Ministerpräsident wurde, nahm sich die Regierung vor, aus dem Chinesischen eine Nationalsprache zu schaffen, chinesische Zeichen zu vereinfachen und ein phonetisches Alphabet zu erstellen. Zhou, obwohl er kein Parteimitglied war, wurde mit der letzterwähnten Aufgabe betraut.
Zu der Zeit bestanden verschiedene Systeme der Aussprachenotation von chinesischen Zeichen. Neben der Transkription in die lateinische Schrift nach dem italienischen Jesuiten Matteo Ricci vom Ende des 16. Jahrhundert war das britische System Wade-Giles aus dem 19. Jahrhundert verbreitet, und des Weiteren ältere Systeme, die von chinesischen Linguisten geschaffen worden waren.
Das Team von Zhou führte lange Diskussionen über die Notation von Homonymen, die im Chinesischen sehr verbreitet sind, darüber, wie die vier bedeutungsunterscheidende Töne chinesischer Laute zu notieren sind, sowie die grundsätzliche Frage, in welches Alphabetsystem die Aussprache chinesischer Zeichen zu übertragen ist, oder ob ein völlig neues Alphabet zu schaffen ist.
*) Zhou sprach sich schließlich für die lateinische Schrift aus, um damit eine einfachere Kommunikation zwischen China und dem Rest der Welt zu vereinfachen. Im Jahr 1958 erblickte das Pinyin das Licht der Welt und verbreitete sich rasend schnell in China. Trotz politischer Restriktionen in den 60er Jahren machte sich Zhou später dafür verdient, dass sein System als internationaler Standard anerkannt wurde. Das geschah im Jahr 1982 (ISO 7098).
Heute ist das Pinyin, wörtlich ‚Töne zusammensetzen‘, gang und gäbe in der elektronischen Kommunikation – die Software übersetzt den in Pinyin eingegebenen Text in chinesische Zeichen, so dass die Chinesen schnell SMS, E-Mails schreiben oder mikrobloggen können.
Auch Zhou selbst benutzt Pinyin – beim Schreiben von kritischen Essays und Artikeln gegen die chinesische Regierung.
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