Kroaten in Tschechien und der Slowakei

Im Zusammenhang mit der Expansion des Osmanischen Reichs auf dem Balkan im 16. Jahrhundert wanderten viele Kroaten in den Norden aus. Ein Teil von ihnen siedelte sich im österreichisch-tschechisch-slowakischen Grenzgebiet an, wovon heute die Ortsnamen wie Charvátská Nová Ves (Tschechien) nebo Charvátsky Grob (Slowakei) zeugen. Es handelte sich um die nördlichsten kroatischen Siedlungen, die nach der Schlacht bei Mohács (1526) begannen und in mehreren Wellen fortgesetzt wurden – in Mähren im Jahr 1538 mit der Gründung der Ortschaft Frélichov/Fröllersdorf und weiterer Besiedlung der Region Mikulov/Nikolsburg nach dem Jahr 1570.

Charvátská Nová Ves/Oberthemenau
Charvátská Nová Ves (wörtlich: Kroatisch Neudorf; Oberthemenau) – ursprünglich eine Wüstung, seit dem Jahr 1530 durch flüchtende Kroaten besiedelt, die am Ende des 18. Jahrhunderts vollständig assimiliert waren. Übrig blieb nur der Dorfname und die Familiennamen.

Tschechische und slowakische Gemeinden mit ursprünglich kroatischer Bevölkerung

Tschechische Republik

Dobré Pole/Guttenfeld (Dobro Polje)
Jevišovka/Fröllersdorf (Frielištof)
Nový Přerov/Neuprerau (Nova Prerava)
weiter: Brod nad Dyjí, Hovorany, Hrušovany nad Jevišovkou, Lednice, Pasohlávky, …

Slowakische Republik

Devínska Nová Ves/Theben-Neudorf (Devinsko Novo Selo)
Dúbravka/Kaltenbrunn (Dubrava)
Chorvátsky Grob/Kroatisch-Eisgrub (Hrvatski Grob)
Šenkvice/Schenkwitz (Šenkvice)
weiter: Čunovo, Jarovce, Rusovce, …

Die kroatische Diaspora war traditionell mehrsprachig, unter dem Einfluss der tschechisch- bzw. slowakisch-deutschen Umgebung assimilierte sie sich im Verlaufe der Jahrhunderte nach und nach. Die Nationalitätenpolitik der ersten Tschechoslowakischen Republik (1918–1938) und der ČSSR nach 1948 trug dazu bei, dass ein Großteil der Kroaten ihre nationale Identität verloren hat, ein Teil wurde zwangsaussiedelt, ein Teil emigrierte.

Die Dialekte der ethnischen Kroaten sind vom Hochkroatischen entfernt, das seinerseits vom Serbischen beeinflusst ist. Ein Kroatisch-Unterricht war lange Jahrzehnte nicht möglich, und nur noch ein Teil der Mährischen Kroaten spricht die traditionelle mährische čakavische Mundart. Bedroht sind auch die eigenen Dialekte der čakavischen und kajkavischen Gruppe in der Slowakei. Bei der Volkszählung 2001 meldeten sich in Tschechien 1600, in der Slowakei rund 900 Personen zur kroatischen Nationalität.