Aus dem Interview mit einer Dolmetscherin des G8-Gipfels

Die Kleine Zeitung brachte vor dem bevorstehenden G8-Gipfel in Heiligendamm ein Interview mit einer der unsichtbaren Teilnehmerinnen, der Dolmetscherin Heike Lamberger-Felber, die im EU-Parlament aus dem Spanischen, Englischen und Französischen dolmetscht.

Über die Arbeit in der Dolmetschkabine im EU-Parlament: „Aus jeder Kabine kommt immer nur eine Sprache. (…) Drei Leute sitzen in der Kabine. Kommt eine Sprache, die in der Kabine nicht verstanden wird (…), müssen wir sehen, wer daraus in eine Sprache übersetzt, die wir verstehen. An diese hänge ich mich dann an. (…) Länger als 30 Minuten dolmetschen wir im EU-Parlament nicht. Danach hat man Pause, der Partner in der Kabine übernimmt.“

Über die Emotionen der Redner und Dolmetscher: „Natürlich muss man mit den Emotionen mitgehen. Aber das ist eine Gratwanderung. Am besten, man bleibt ein bisschen unter der Emotion, egal, ob der Redner abgrundtief entsetzt oder überschwänglich erfreut ist. Der über den Kopfhörer kommende Text muss zum Bild passen. Wird man gesehen, gehört auch die Körpersprache dazu. Das Schwierige ist, dass es die Emotionen eines anderen sind und nicht die eigenen.“

Wenn der Dolmetscher etwas nicht verstanden hat: „Die offizielle Antwort ist: Das kommt nicht vor. Aber natürlich passiert es. Dann kann ich die Räuspertaste drücken und die Kollegin fragen. Weiß sie das nicht, werden Laptop oder auch Wörterbuch befragt. Im schlimmsten Fall kann man sich nur entschuldigen.“

Stolpersteine beim Dolmetschen: „Am schlimmsten sind die Leute, die nicht in ihrer Muttersprache sprechen. Sie merken nicht, um wie viel ärmer sie sich inhaltlich ausdrücken.“