Österreichisches Wort des Jahres 2010: Fremdschämen

Eine Jury wählte zusammen mit der Internetgemeinde bereits zum 11. Mal ein Wort, das dieses Jahr in den österreichischen Medien häufig zu lesen und sprachlich besonders originell war. Seit dem Jahr 2002 wird in diesem Wettbewerb auch der Spruch des Jahres und seit dem Jahr 2006 der Unspruch des Jahres gekürt. Eine diesjährige Neuigkeit ist das Jugendwort des Jahres.

Österreichisches Wort des Jahres 2010:
Fremdschämen
verhaltenskreativÖsterreichischer Krankenkassenausweis (E-Card)
Unwort des Jahres
humane Abschiebung
Türkenmilch/Türkmilch
E-Card-Urlaub
Spruch des Jahres
Ich werde auf die Einhaltung des Defizits achten!
Unspruch des Jahres
Es gilt die Unschuldsvermutung.Jugendwort des Jahres
Kabinenparty

Fremdschämen, das österreichische Wort des Jahres 2010, wird als die Gefühle definiert, die sich einstellen, wenn das Benehmen einer anderen Person oder Gruppe peinlich ist, dass man sich für sie schämen muss, sie selbst das jedoch nicht einsieht. Aus verhaltensauffällig wurde verhaltenskreativ. Im Grunde genommen heißt es dasselbe, nur drückt die Neubildung ein bestimmtes Maß an Ironie oder Verschleierung aus.
Die humane Abschiebung wurde zum Unwort gewählt, da sie in sich einen Widerspruch darstellt. Eine Molkerei verkaufte in Österreich Milch in zweisprachigen deutsch-türkischen Verpackungen und erntete dafür Unmut von rechten Parteien und Gruppierungen, die ihr Produkt als Türkenmilch bezeichneten. Der Krankenstand wird von einigen Arbeitgebern als eine Art Urlaub angesehen.
Der Spruch des Jahres, der als ein beispielhafter freudscher Versprecher gelten könnte, stammt aus dem Mund des österreichischen Finanzministers.
Die Formulierung über die Unschuldsvermutung, mit der einschlägige Presseberichte abgeschlossen werden, hält die Jury wegen der inflatorischen Verwendung für einen Unspruch des Jahres.
Die ‚Kabinenparty‘ ist der Name eines Rap-Liedes (Die einen fahr’n nach Ibiza / die and’ren nach Udine / Wir bleiben im Parkbad / machen Party in Kabine). Er drückt einen ungebundenen und spontanen Lebensstil aus, der im Videoclip dokumentiert wird, in dem eine Party in der Umkleidekabine des öffentlichen Bads gezeigt wird.