Sprachstreit im Jugoslawien-Tribunal

Protokolle aller Sitzungen des Internationalen Strafgerichtshofs für das ehemalige Jugoslawien in Den Haag (ICTY) werden ins Französische, seit Jahrhunderten Sprache der Diplomatie, und Englische, meistgesprochene internationale Sprache, übersetzt.

UNO-Flagge vor dem Kriegsverbrechertribunal
Der Angeklagte Radovan Karadžić hat einen Antrag gestellt, dass ihm die Verhandlungsprotokolle künftig auch in serbischer Sprache vorgelegt werden sollen. Die Gerichtskanzlei wies den Antrag zurück, mit Hinweis auf bestehende Tonbandaufnahmen, die dem Angeklagten zur Verfügung gestellt werden können.

Auch frühere Angeklagte in den Prozessen um die Kriegsverbrechen in Ex-Jugoslawien hatten mit dem Tribunal Auseinandersetzungen wegen der Dokumentensprache. Ein serbischer Nationalist etwa hat sich Übersetzungen im sauberen Serbisch gewünscht, nicht in BCS (Bosnisch/Kroatisch/Serbisch). Ein Srebrenica-Verdächtiger wollte alle Prozessdokumente in kyrillischer Schrift erhalten. In beiden Fällen hat das Gericht beschlossen, den Anträgen nicht stattzugeben, weil die Schriftstücke beiden Angeklagten verständlich waren.

Menschenrechtsorganisationen weisen seit Jahren darauf hin, dass die Opfer der Kriegsverbrechen keine Möglichkeit haben, Einsicht in die Gerichtsprotokolle in ihrer Landessprache zu bekommen.