Neuer Buchstabe im Deutschen: großes ß

Das Deutsche hat einen besonderen Buchstaben, den es in keiner anderen Sprache gibt: das „ß“, bekannt als „Eszett“ oder „scharfes s“. Entstanden ist es im 13. Jahrhundert aus einer Frakturligatur für langes s + z:

EszettDa kein Wort mit dem ß beginnt, gab es auch noch kein großes Eszett. Bislang. Nach aktuellen DIN- und ISO-Normen wird der neue Buchstabe in die Zeichensätze ISO-10646 und Unicode 5.1 aufgenommen.

Das fehlende große Eszett wurde trotz lange anhaltender Diskussionen um die Einführung eines versalen Eszetts beim Großschreiben ganzer Worte bisher mit der Umschreibung „SS“ (STRASSE) bzw. vor dem Jahr 1996 auch vereinzelt „SZ“ (STRASZE) gelöst.

Duden 1941: „Für ß wird in großer Schrift allgemein SS angewandt, z. B. STRASSE, PREUSSEN, doch kann man, um Verwechslungen vorzubeugen, auch SZ anwenden, z. B: MASZE (Maße), aber MASSE (Masse) (…) Die Verwendung der Großbuchstaben SS oder SZ ist nur ein Notbehelf, der aufhören muß, sobald ein geeigneter Druckbuchstabe für das große ß geschaffen ist.“

Amtliche Rechtschreibung 2006: „Bei Schreibung mit Großbuchstaben schreibt man SS, zum Beispiel: Straße – STRASSE.“

Ob sich der 27. vollwertige deutsche Buchstabe in der Praxis durchsetzt, wird erst die Zeit zeigen. Die Deutschschweizer haben auf jeden Fall vom Anfang an um eine Sorge weniger: In ihrer Rechtschreibung wird seit den 1940er Jahren kein „ß“ mehr verwendet, an seiner Stelle tritt immer konsequent ein ’ss‘ auf (Strasse).