Dolmetscher in Heiligendamm

Morgen beginnt in Heiligendamm der G8-Gipfel. Damit die Politiker miteinander reibungslos und ohne Missverständnisse kommunizieren können, steht Ihnen rund um die Uhr ein Riesenteam von Dolmetschern zur Verfügung. Obwohl keine internationalen Veranstaltungen ohne sie möglich wären, werden die Sprachmittler kaum irgendwo erwähnt.

Kurhaus und Haus Mecklenburg in Heiligendamm
G8-Gipfel-Veranstaltungsorte in Heiligendamm – Kurhaus und Haus Mecklenburg
Für die Organisation der Dolmetscher auf dem G8-Gipfel ist Annelie Lehnhardt, Leiterin des Dolmetschdienstes im Auswärtigen Amt, verantwortlich. Die Arbeit des Dolmetscherteams basiert auf dem Muttersprachlerprinzip: Jeder Dolmetscher dolmetscht immer in seine Muttersprache, die eine der Sprachen der Gipfelteilnehmer ist.

Das Begrüßungsessen für die Politiker mit ihren Ehepartnern am Freitag findet noch im Flüstermodus statt – die Dolmetscher sitzen in der Nähe und flüstern das Gesagte ins Ohr der Personen im Saal.

Am Donnerstag und Freitag werden zahlreiche Konferenzen und Arbeitsessen simultan gedolmetscht – ins Deutsche, Englische, Französische, Italienische, Russische, Japanische. Mangels qualifizierter Dolmetscher wird das Japanische nur in der Kombination Deutsch–Japanisch und zurück angeboten. Das Dolmetschen aus dem Japanischen in die anderen Sprachen und für die japanischen Teilnehmer wird also über das Deutsche laufen.

Auf den Arbeitsessen werden die Teilnehmer Kopfhörer anhaben, essen, sprechen und zuhören, und 18 Dolmetscher – 3 für jede Sprache –, werden abwechselnd im 30-Minuten Takt für sie dolmetschen. Weil im Saal, wo gegessen wird, nicht ausreichend genug Platz zur Verfügung steht, werden die Kabinen im Nebenraum mit Bildschirmen ausgestattet, damit die Dolmetscher die Mimik und Gestik der Sprecher beim Dolmetschen verfolgen können.

Die Anforderungen an die Dolmetscher sind hoch – sie sind ja in ihrer Rolle für den Weltfrieden mit verantwortlich. Sie müssen nicht nur gute Arbeit leisten, sondern auch unauffällig und zurückhaltend auftreten, zudem höchst diskret, also weder etwas vom Inhalt oder über das Verhalten der Teilnehmer weitererzählen. Andererseits müssen sie einfühlsam sein, die Mimik und Gestik, den Tonfall der Sprecher berücksichtigen. Bei so hohen Ansprüchen, wenn einer eigentlich gar nicht er selbst sein darf, sondern die Stimme von zwei fremden Personen, wo sich das Subjekt und das Medium überblenden, ist es kein Wunder, dass nach einer WHO-Studie der Dolmetscherberuf der drittanstrengendste überhaupt ist – nach Astronauten und Piloten von Hochgeschwindigkeitsflugzeugen.

Auch in Heiligendamm werden die Dolmetscher im Hintergrund für die Verständigung sorgen, unauffällig, nur wie eine Durchgangsstation der Worte der Weltpolitiker, als ein unbeteiligtes Subjekt. Dank ihnen entsteht der Eindruck, wie wenn die Sprachunterschiede keine Rolle spielten. Ihre zuverlässige Arbeit gehört zu den zentralen Bedingungen der Weltpolitik.