Wie bereits bei verschiedenen ähnlichen Wettbewerben spielte bei der diesjährigen Wahl des Unwortes für das vergangene Jahr in Deutschland die Hauptrolle die gegenwärtige Finanzkrise. Die aus 6 deutschen Sprachwissenschaftlern zusammengesetzte Jury wählte das Unwort unter mehr als 1000 zugesandten Vorschlägen aus.
Unwort des Jahres 2008 in Deutschland
1. notleidende Banken
2. Rentnerdemokratie
3. Karlsruhe-Touristen
Zum Sieger gekürt wurden die ’notleidenden Banken‘: Finanzinstitute, die mit ihrer Politik die Krise verursacht haben, werden damit in die Rolle ihrer Opfern stilisiert. Dabei ist der Steuerzahler derjenige, der aus seiner Tasche auf die nicht zurückgezahlten Milliardenkredite draufzahlen muss, und auch etliche Volkswirtschaften sind wegen der Banken am Rand des Ruins angelangt.
‚Rentnerdemokratie‘ ist ein Ausspruch eines Altbundespräsidenten, der die beschlossene Erhöhung der Renten um 1,1 % als „Plünderung der Jungen durch die Alten“ bezeichnete.
Politiker, die sich wegen Verdachts auf Verfassungswidrigkeit von Gesetzen an das Bundesverfassungsgericht wandten, wurden aus dem Mund eines Polizeigewerkschafters als ‚Karlsruhe-Touristen‘ bezeichnet.
Der häufigste eingesandte Vorschlag war Ypsilanti, der Name der ex-Vorsitzenden der hessischen Sozialdemokraten, die trotz Wahlversprechen nach Regionalwahlen in linker Koalition regieren wollte; Eigennamen können jedoch bei der Unwortwahl nicht mitmachen.
Foto: Radim Sochorek