Zahlensysteme in unterschiedlichen Sprachen

Im Jahr 1520 schlug der deutsche Mathematiker Jakob Köbel vor, Zahlen wie 21 (einundzwanzig) im Deutschen 20+1 auszusprechen – eben wie in anderen Sprachen.

Maya-Zahlen
Vigesimales System der Maya-Zahlen
Das Deutsche ist jedoch längst nicht die einzige Sprache, die beim Lesen der Zahlen das Zehnerwort an die zweite Stelle legt: Diese Form kennt man in einer weniger üblichen Form auch im Tschechischen (jednadvacet), sie besteht auch im Niederländischen (eenentwitig), Dänischen (enogtyve) oder Hindi (ikkís). Das Englische kannte sie immerhin bis zum 19. Jahrhundert (one-and-twenty). Dieses „Inversion-„System benutzen auch die Araber (واحد و عشرون [wahed wa ‚ischrún]), bei denen die Zahlen genauso wie bei uns von links nach rechts geschrieben werden – im Unterschied zu ihrer Schrift –, andererseits haben sie für die Zahlenbildung ziemlich komplizierte Regeln.

Warum spielt gerade die Zehn unter den Zahlen eine so wichtige Rolle? Es ergibt sich aus dem Zählen mit den Fingern beider Hände. In den europäischen Sprachen finden wir jedoch auch Spuren des Zwanzigersystems. Ein Beispiel kann das Französische sein, das 80 (quatre-vingts) als 4mal 20 ausdrückt. Das Dänische drückt dann 50 (halvtreds) als eine halbe (Zwanzig, also zehn) und drei (mal Zwanzig) aus, die kleinere Zahl wird dabei von der größeren subtrahiert.

Im vigesimalen System repräsentiert die Zwanzig alle Finger und Zehen. Nicht umsonst benutzten einige Maya-Dialekte das gleiche Wort für Zwanzig wie für Mann.

Die Finger spielen auch in weiteren Systemen eine Rolle: Das Achtersystem in der nepalischen Minderheitensprache Chepang geht von fünf Fingern und drei Zwischenräumen zwischen den Fingern ohne Daumen aus. Das Zwölfersystem, das in Indochina, Pakistan oder der Türkei erhalten blieb, basiert auf zwölf Gliedern der 4 Finger ohne Daumen.