Sorbisch – eine aussterbende slawische Sprache

Das Sorbische (auch: Wendisch) ist eine westslawische Sprache, verwandt mit dem Tschechischen und Polnischen. Die Heimat der Muttersprachler liegt in der Lausitz in den Bundesländern Brandenburg und Sachsen, in der Grenznähe zu Tschechien und Polen.

Lausitz – Sorbisches Sprachgebiet
Nieder- und Oberlausitz – sorbisches Sprachgebiet
Im Jahr 1987 wurde die Anzahl der Sorben auf 67 000 geschätzt. Die Sorben wurden vor dem Jahr 1989 von der DDR-Verfassung geschützt. Heute sind ihre Rechte in den Landesverfassungen beider Bundesländer verankert. Ihnen wird Sprachunterricht an den Schulen garantiert, für die Erhaltung der Sprache setzen sich kulturelle Institutionen ein, und die Sorben haben auch Raum für die Benutzung ihrer Sprache in den lokalen Medien und bei Gottesdiensten.

Es bestehen 2 Varianten des Sorbischen, manchmal werden diese aber für 2 selbstständige Sprachen gehalten, weil sie trotz der gemeinsamen Verwandtschaft und Verständlichkeit bestimmte Unterschiede ausweisen.

Obersorbisch

– Zentrum Bautzen/Budyšin (Sachsen)
– Die Vokale haben ihre Länge verloren (wie im Polnischen)
– Betonung der 1. Silbe (wie im Tschechischen)
– Wandlung des Slawischen ‚g‘ in ‚h‘
– 7 grammatische Fälle
– Wortkürzung

Niedersorbisch

– Zentrum Cottbus/Chóśebuz (Brandenburg)
– Erhaltung des slawischen ‚g‘
– 6 grammatische Fälle
– Weniger Sprecher, die Sprache stirbt aus

Beispielwörter in den beiden sorbischen Sprachvarianten
(Deutsch – Obersorbisch – Niedersorbisch)
Baum – štom – bom
Brötchen – calta – guska
Finger – porst – palc
Freiheit – swoboda – lichota
müssen – dyrbjeć – musaś
Norden – sewjer – pódpolnoc
Saite – truna – tšuna
Schwester – sotra – sotša
Mädchen – holca – źowćo

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Der älteste zusammenhängende Text ist der Treueschwur der Einwohner von Bautzen aus dem Jahr 1532. Die Schrift und Rechtschreibung wurden zuerst nach dem deutschen Vorbild verwendet, seit dem Jahr 1679 basiert die Orthografie auf dem Tschechichen (Jacobus Ticinus: Principia linguæ wendicæ). Bis zum Jahr 1841 erschienen die sorbischen Texte – überwiegend religiöse Titel – in der Fraktur, danach wurde eine neue Rechtschreibung eingeführt, nach dem tschechischen und polnischen Vorbild in der lateinischen Schrift.

Noch im 18. Jahrhundert existierten 3 hochsprachliche Varianten: Niedersorbisch, Obersorbisch für die Katholiken und Obersorbisch für die Protestanten (das Obersorbische wurde nach dem 2. Weltkrieg vereinheitlicht). Einen großen Einfluss auf das Sorbische hat die Umgebungssprache Deutsch – in der Literatur beträgt der Anteil der deutschstammigen Wörter 5 %, in der Umgangssprache sind es aber bis zu 50 % der Substantive.

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