Dolmetschen für die Polizei ist kein Zuckerschlecken

In Bayern wurden allein im vergangenen Jahr 83 000 nichtdeutsche Straftatverdächtige festgehalten. Viele von ihnen beherrschen die deutsche Sprache nicht oder nicht ausreichend, und die Polizei ist in diesen Fällen auf Dolmetscher angewiesen.
Die Arbeitsbedingungen eines Dolmetschers im Dienst der Polizei sind jedoch alles andere als einfach: Die Polizei kann sich an ihn mitten in der Nacht wenden, oft muss er in einer lauten und hektischen Umgebung der Polizeidienststelle arbeiten. Die eigentliche Arbeit besteht oft nicht in einer einfachen Übertragung der Aussage von einer Sprache in die andere, sondern auch von einer Kultur in die andere.

Die Dolmetscher sind oft die ersten, die von grausamen Verbrechen erfahren, die Verdächtigen wirken manchmal sehr agressiv, so dass die Arbeit eines Dolmetschers sehr belastend sein kann. Es passiert auch, dass die Dolmetscher für einen Hilfspolizisten gehalten werden.

Zu alledem zahlt die Polizei für das Dolmetschen ein niedriges Honorar. Auch wenn der gesetzlich festgelegte Stundensatz für das Dolmetschen für die Justiz 55 Euro beträgt, zahlt die Polizei 25 Euro oder sogar noch weniger. Oft bekommen dann die Arbeit nicht qualifizierte Dolmetscher, mit dem vorprogrammierten Risiko, dass es zu Missverständnissen kommt.